Alta Via Val di Susa
von Sabine Bade und Wolfram Mikuteit
ISBN: 978-3937304-77-9, 76 Seiten,
Preis: 9,95 €
3. Auflage 2012
Hier finden Sie zu jeder Etappe Kurzbeschreibung,
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Dass man im piemontesischen Susatal ganz in der Nähe von Turin
gut Skifahren kann, weiß spätestens seit den olympischen
Winterspielen 2006 fast jeder. Aber dass das Tal auch einen ungemein
attraktiven hochalpinen Wanderweg, die ,Alta Via Val di Susa', aufzuweisen
hat, auf dem man innerhalb von sieben Tagen - Besteigung des höchsten
Wallfahrtsortes der Alpen inklusive! - vom Talschluss in Bardonecchia
bis ins Bassa Valle gelangen kann, ist hierzulande nahezu unbekannt.
Misst man in der Kategorie ,Sehenswürdigkeiten', dürfte es
schwer fallen, im italienischen Piemont ein Alpental zu finden, das
so viel zu ,bieten' hat wie das Susatal - aber man muss schon etwas
hinter die Kulissen schauen, um diese Reize zu erkennen.
Das circa 70 Kilometer lange Tal war und ist ein klassisches Transittal
und die Liste der Reisenden, die es passierten, liest sich wie ein ,Who
is Who' der Geschichtsschreibung: die Römer bei der Niederwerfung
der Alpenstämme, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
Hannibal bei seiner legendären Alpenüberquerung, Karl der
Große, Heinrich IV. auf seinem Weg nach Canossa, viele Pilger
im Mittelalter auf der hier verlaufenden ,Via Francigena', die gesamte
Herrscherfamilie Savoyens bei ihrem Umzug von Chambéry in die
neue Hauptstadt Turin (im Gepäck das berühmte ,Leichentuch
Christi') und Napoleon Bonaparte auf dem Weg zu seinen Krönungsfeierlichkeiten
in Mailand - um nur einige Wenige zu nennen. Und da Reisende Spuren
hinterlassen, finden sich im Susatal Hinterlassenschaften der Römer
(Triumphbogen, Grundmauern von Therme und Aquädukt in Susa), viele
Klöster (wie zum Beispiel die weltberühmte Sacra San Michele,
die schon Umberto Eco als Vorbild für ,Im Namen der Rose' gedient
haben soll), den höchsten Wallfahrtsort der Alpen (Rocciamelone,
3.538m), Festungen wie Exilles und Bramafan - und sogar ein eventuell
echter Carravaggio in Novalesa.
Während aber manche dieser Sehenswürdigkeiten eher im Verborgenen
schlummern, sind die Spuren der modernen Reisenden durch das Susatal
leider augenfälliger: die Autobahn A32, gleich zwei Staatsstraßen
und die Eisenbahnlinie durchziehen das Tal der Dora Riparia und führen
zu den Fréjus-Tunneln, die Italien mit Frankreich verbinden.
Da liegt es nahe, den Talboden zu meiden und sich in die Höhe zu
begeben. Hoch über dem Valle di Susa verläuft in teilweise
hochalpinem Gelände mit Streckenabschnitten oberhalb der 3000 Meter
die ,Alta Via Val di Susa'. Der Weg - der ,offiziell' (dem Namen nach)
überhaupt nicht mehr existiert - überquert dabei zweimal die
Grenze zwischen Italien und Frankreich, aber auch Grenzen zur Vergangenheit,
wenn etwa Militärruinen daran erinnern, dass dieses Grenzgebiet
allzu oft hart umkämpft war, oder eine Bronzetafel ganz bescheiden
aufzeigt, dass Hannibal am Col de Clapier vielleicht, "peutetre",
im Jahr 218 v.Chr. hier die Alpen überquert hat.
Von den Cottischen Alpen gelangt man meist auf historischen Militär-
oder Partisanenwegen in die Grajischen Alpen, man bleibt in der Höhe
und berührt auf dieser Wanderung außer während der ersten
und letzten Etappe weder Dörfer noch Temporärsiedlungen -
findet aber trotzdem am Ende einer jeden Etappe eine wenn auch meist
sehr einfache Übernachtungsmöglichkeit. Man kann sich die
Frage stellen, ob man unterwegs auf einem derartigen Höhenweg wirklich
wissen muss, was eine verfallene Materialseilbahn auf 3000m Höhe
in bizarrer, aber absolut menschenleerer Gegend zu suchen hat? Was Wegweiser
auf einen ,Glorioso Rientro dei Valdesi' zu bedeuten haben, wenn man
doch einfach der rot-weißen Markierung folgen kann? Wofür
diese winzigkleinen Tunnel gebaut wurden, die entlang der Passstraße
hinunter nach Susa vom Höhenweg aus erkennbar sind? Warum die Ortschaften,
die man bei der Anfahrt passiert, zweisprachige Ortsschilder haben oder
an vielen Hauswänden ,NO TAV' steht? Lohnt nicht allein bereits
die fast permanente Aussicht auf die majestätischen Steinpyramiden
von Rocciamelone und Monviso diesen Weg?
Natürlich! Aber vielleicht gibt es ja auch den einen oder anderen
Wanderer, der etwas mehr Zeit zur Verfügung hat und einer der hier
skizzierten Spur folgen möchte. Das Susatal und vor allem die Bevölkerung,
die sich so vehement gegen die Zerstörung ihres Tales wehrt, hätte
es verdient!
Der fernwege.de Wanderführer enthält die ausführliche
Wegbeschreibung, alle Übersichtsskizzen und Wegprofile (schwarz/weiß)
sowie ein umfangreiches Verzeichnis von Übernachtungsmöglichkeiten
und der Hütten am Weg.
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