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Die vielen verschiedenen 'Gesichter' des Monviso, mit 3.841 Metern Berg der Berge in den Cottischen Alpen, erkennt nur, wer ihn umrundet - am besten weiträumig

Giro del Monviso

 


Schon der Name ist Programm:
die Römer tauften den weithin sichtbaren Berg "Mons Vesulus". Keine Übertreibung für einen Berg, der alle anderen Gipfel der Umgebung um mindestens 500 Meter überragt.

Monviso ...
... der Berg, den schon Vergil, Dante und Chaucers beschrieben. Dem Leonardo da Vinci seinen heute gebräuchlichen Namen gab,

... der Berg, auf dem im Jahr 1863 bei Quintino Sella die Idee reifte, dass auch das gerade geeinte Italien einen Alpenclub benötige. Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass endlich auch einmal einem Italiener die prestigeträchtige Erstbesteigung eines heimischen Gipfel gelänge,

... der piemontesische Berg schlechthin, der auch liebevoll 'Re di Pietra' genannt wird.

Wer etwas auf sich hielt, nahm den Berg in Angriff: während Edward Whymper 1861 noch scheiterte, gelang seinen Landsleuten William Mathews und William Jacomb kurz darauf die Erstbesteigung des Monviso. Im Rahmen der zweiten Besteigung durch Francis Fox Tuckett stand 1862 mit dessen Führer Bartolomeo Peyrotte aus Bobbio Pellice erstmals ein Italiener auf dem Gipfel. Und ein Jahr später gelang schließlich der Seilschaft um Quintino Sella die von den italienischen Medien lang herbei gesehnte Wiederherstellung nationaler Bergsteigerehre. Später folgten unter anderem der unermüdliche W.A.B. Coolidge und auch Ludwig Purtscheller.

Die Zahl der spannenden Geschichten, die ihren Schauplatz in der Monviso-Region haben, ist so groß, dass man auf Legenden nicht angewiesen ist - weshalb wir den Mythos, dass Hannibal am Col de Traversette (2.950 m) die Alpen überquert haben soll, für nicht weiter erwähnenswert halten. Denn schließlich hätten bereits weit vor dem Pass die Gorges du Guil ein nicht überwindbares Hindernis dargestellt.

Am Monviso wurde aber auch das moderne Trekking 'erfunden': der Naturforscher James David Forbes umrundete im Juli 1839 das Massiv innerhalb eines einzigen Tages und benötigte dafür 12 Stunden. Ein Gewaltmarsch, der allerdings aus der Not geboren war - da es entlang der Strecke keinerlei Übernachtungsmöglichkeiten gab.

In etwa entspricht die Wegführung des ‚Giro Classico‘, des kürzesten Rundkurses um die elegant geformte Gipfelpyramide, dem Weg, den Forbes damals genommen hat. Allerdings gibt es schon längst ein dichtes Netz von bewirtschafteten Hütten, die erlauben, die Wanderung auf 3 Tage zu verteilen.

Für diese engste Wanderrunde um den Monviso gibt es drei klassische Einstiegsorte: das französische Vallée du Guil, von dem aus Forbes damals startete, daneben Castello im Val Varaita und Pian del Re im Talschluß des Valle Po. Wer sich von regem Ausflugsverkehr am Pian del Re nicht abschrecken läßt – obwohl seit dem Jahr 2007 eine Parkgebühr von 5 Euro erhoben wird, scheinen sich nur wenige Ausflügler davon abhalten zu lassen, ganz nah an die ‚Sorgenti del Po‘ heran zu fahren – findet dort im gleichnamigen Albergo den traditionsreichsten Einstieg in den ‚Giro Classico‘. Was die Familie Perotti an Familienfotos aus vier Generationen zusammen getragen hat, spiegelt ein interessantes Stück Alpingeschichte. Die Anzahl ihrer Monviso-Besteigungen ist legendär: Claudio, erster Pächter des Rifugio Sella, stand 500 mal auf dem Gipfel, Giovanni 640 und Quintino 749 mal.
Nebenbei, aber nicht unwichtig: die Polenta im Albergo Pian del Re ist die beste, die wir jemals auf dem Teller hatten.

Vom Pian del Re zum Rifugio Quintino Sella benötigt man weniger als drei Stunden - ein durchaus moderater Einstieg also und ein gutes Argument für die Entscheidung, den Giro im Uhrzeigersinn anzugehen. Vorbei an den symbolträchtigen offiziellen Poquellen ("Qui nasce il Po"), an denen die meisten Ausflügler bereits ihr Tagesziel erreicht haben, beginnt der erste Aufstieg zum Lago Fiorenza. Die Relikte eiszeitlicher Vergletscherung, Moränen und Moränenseen, prägen den Weg, auf dem man oft auch auf den endemischen, nur hier vorkommenden, 'Salamandra di Lanza' trifft. (Warum diese Tierchen erst so spät, nämlich 1988, 'entdeckt' wurden, ist auch eine interessante Geschichte...)
Und kaum hat man den ersten Blick auf den Lago Grande di Viso werfen können, ist das Rifugio Quintino Sella auch schon erreicht. Der grandiose Blick von dort über die Poebene stiehlt dem Monviso zwar nicht wirklich die Schau, bietet aber eine gute Alternative, wenn sich der Gipfel wieder einmal divenhaft in Nebel hüllt.
Das seit der Eöffnung 1905 bereits zweimal erweiterte Traditionsrifugio ist natürlich ein 'Muss' auf dem Giro - aber als klassischer Ausgangspunkt für die Besteigung des Monviso auch stark frequentiert und nicht eben ein lauschiger Ort. Wer Zeit für einen kleinen 'Schlenker' hat, findet im etwas abseits der Route gelegenen Rifugio Alpetto eine schöne Alternative - und in dessen unmittelbarer Nachbarschaft auch ein Stück Alpingeschichte: das 1866 erbaute erste Rifugio des Club Alpino Italiano.

Vom Quintino Sella zur Vallanta-Hütte
Nun wird es etwas anstrengender: zunächst hinauf zum Passo di San Chiaffreddo, benannt nach dem Schutzpatron der Region.
Mit Blick hinüber ins französische Queyras geht es weiter durch eine bezaubernde Seenlandschaft. Eyecatcher sind die vielen kunstvoll aufgetürmten Steinskulpturen - fast flächendeckendes 'Stoning' auf 2.700 Meter Höhe findet man nicht alle Tage.
Es folgen fast 800 Meter etwas zäher Abstieg durch Ausläufer eines der größten Zirbelkiefernwälder der Alpen, dem ca. 825 Hektar großen Bosco dell'Alevè.
Der ‚Giro Classico‘ spart das bezaubernde Varaitatal aus, bleibt nah am Monviso und läßt sofort den Wiederanstieg zum Rifugio Vallanta folgen – was schade ist. Aber wer sich für mehr als nur die vielen unterschiedlichen Sichten auf den Gipfel interessiert, wird ohnehin eine größere Runde um den 'Re di Pietra' wählen (siehe unten: Fazit).

Vom Rifugio Vallanta nach Pian del Re
So geht es gleich über den Col Vallanta (2.815 m) über die Grenze zum Refuge du Viso, dem klassischen Ausgangspunkt französischer Wanderer in die 'Tour du Viso'. Bereits 1902 entstand an gleicher Stelle das nach dem damaligen Präsidenten des Touring Clubs benannte 'Refuge Baillif' - ein Name, der sich auf mancher Karte für das neue Refuge du Viso auch heute noch findet.
Heute kaum vorstellbar verlief auf dem nun folgenden letzten Streckenabschnitt früher ein bedeutsamer Handelsweg zwischen Provence und Poebene, über den auch das damals für die Konservierung von Fleisch und Fisch benötigte Salz befördert wurde. Um den Verlauf dieser 'Via del Sale' über den 2.950 Meter hohen Colle della Traversette zu entschärfen, ließ der Markgraf Ludiwig II. von Saluzzo zwischen 1479 und 1480 knapp 70 Meter tiefer einen Tunnel errichten. In nur 18 Monaten Bauzeit entstand so der älteste Straßentunnel der Alpen, circa 75 Meter lang und in Höhe und Breite genau auf Mulikaravanen zugeschnitten. Als Saluzzo seine Unabhängigkeit verlor, verlagerte sich der alpenquerende Verkehr auf weniger exponierte Strecken, und die Zugänge des Tunnels wurden mit der Zeit verschüttet. Mitglieder von CAF, CAI und zuletzt die Rotarier von Saluzzo haben dafür gesorgt, dass Wanderer den 'Buco di Viso'/ 'Pertuis du Viso' heute wieder recht problemlos passieren könen, wobei der Zugang von der italienischen Seite etwas einladender wirkt (Taschenlampe nicht vergessen!).
Der weitere Abstieg hinunter nach Pian del Re, wo sich die kurze Runde um den Monviso wieder schließt, ist denkbar einfach, immens aussichtsreich und führt auch an der Abzweigung zum 'Sentiero del Postino' vorbei.

Fazit:
Generell gilt: diese dreitägige Hüttentour ist etwas für Eilige! Urigere Hütten mit weniger geschäfts-mäßiger Abfertigung und bedeutend besserem Essen, neben gigantischem Panorama auch Einblick in die okzitanische Kultur und sehr viel Sehenswertes in den umliegenden Tälern findet dagegen, wer die Zeit für eine längere Monviso-Runde erübrigen kann!

Weswegen wir in unserem Wanderführer zum 'Giro del Monviso' neben diesem 'Giro Classico' vor allem den 7-tägigen 'Giro Largo' beschreiben. Zugangswanderungen aus allen Himmelsrichtungen und Varianten ermöglichen darüberhinaus, sich einen ganz individuellen Rundkurs zusammen zu stellen.

 

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